Ephesos

Hauptstadt der Provinz Asia

Einer der faszinierendsten Orte in der Geschichte des frühen Christentums ist Ephesos (heute Selcuk) an der Westküste der heutigen Türkei. Die pulsierende Metropole der Antike mit imposanten Bauten, wie dem Artemision - einem der sieben Weltwunder - war zugleich ein Zentrum christlichen Lebens.

Unseren archäologischen Führer durch die Ruinen von Ephesos gibt es hier... 


Stadtgeschichte

Frühzeit

Den ältesten Fund auf dem Stadtgebiet von Ephesos stellt ein mykenisches Grab aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. dar, das unter dem „Tor der Verfolgung“ gefunden wurde. Es lässt auf eine mykenische Ansiedlung am Ayasoluk um 1500 v. Chr. schließen.

In hethitischen Quellen wird eine Ortschaft Apasa in der Landschaft Arzawa genannt. Diese lag an der Westgrenze des hethitischen Einflussgebietes und könnte daher mit Ephesos identifiziert werden.

Nach dem Zusammenbruch der hethitischen Herrschaft entstand eine ionische Ansiedlung. Gemäß einer Chronik aus dem Jahre 264/263 v. Chr.[1] soll die Ansiedlung am Nordhang des Koressos erfolgt sein. 

Der sagenhafte Stadtgründer war Androklos, der Sohn eines griechischen Königs.

Eine weitere griechische Ansiedlung mit dem Namen Smyrna befand sich entweder am Fuß des Theaters oder östlich der heutigen Staatsagora.

Darüber hinaus gab es eine Ansiedlung von indigenen Bewohnern rund um den Kultbezirk des späteren Artemisions, sowie eine karische Siedlung, weiter landeinwärts lag. Diese Siedlung wurde später von den griechischen Siedlern zerstört.

Ephesos zwischen Griechen und Persern

Ab 800 v. Chr. gehörte Ephesos zum ionischen Städtebund. Im sechsten Jahrhundert v. Chr. Kam es unter die lydische Herrschaft des Königs Krösus. 

Die besondere Bedeutung des Kroisos für die Siedlungsgeschichte von Ephesos bestand darin, dass er die Einwohner der ionischen Siedlung am Koressos Zwang, mit den Bewohnern der Ansiedlung um den Kultplatz in der Ebene zusammen zu ziehen. Er gestaltete diesen Ort als Heiligtum der Artemis aus. Sein Ziel war es, ein Gegengewicht gegen Milet und den großen Apollontempel in Didyma sowie das Heraheiligtum auf Samos zu schaffen. Große Tempel waren lukrative Einnahmequellen für Städte.

546 v. Chr. erlitt Kroisos seine Niederlage gegen die Perser, und Ephesos wurde kurzzeitig persisch. Es war nicht an ionischen Aufstand beteiligt.

386 v. Chr. Gelangte Ephesos unter persische Oberhoheit, nach der Schlacht am Granikos 334 v. Chr. wird es makedonisch-griechisch, nachdem es zwischenzeitlich auf die Seite der Griechen übergewechselt war und dem attisch-delischen Seebund angehört hatte.

Um 300 v. Chr. gehörte Ephesus nach der Konsolidierung der Diadochenreiche zum Machtbereich des Lysimachos. Auch Lysimachos prägte die Siedlungsgeschichte in besonderem Maße: zwischen Pion und Preon gründete er eine neue Stadt, die er nach seiner Frau Arsinoe benannte. Die Bewohner der bisherigen Ortsanlage um das Artemision siedelte er dahin um. Auch die Einwohner des benachbarten Teos, Lebedos und Kolophon zwang er, sich in der neuen Stadt anzusiedeln.

Der Grund für die Neugründung war in erster Linie der verlandete Hafen von Ephesos. Darüber hinaus wurde das alte Siedlungsgebiet häufig überschwemmt, und der Grundwasserspiegel stieg. Kurze Zeit später hieß die neue Stadt ausschließlich und endgültig Ephesos.

281 v. Chr. wurde die Stadt seleukidisch, kurzfristig auch ptolemäisch. Ab 188 v. Chr. gehörte sie zum Königreich Pergamon.

Römisches Reich

Nach dem Tode des letzten Königs fiel das Königreich Pergamon im Jahr 133 v. Chr. testamentarisch an das Römische Reich. So wurde Ephesos Teil der römischen Provinz Asia. Zwar hatte Ephesos noch einige Privilegien, litt aber unter der übermäßigen Erhebung von Steuern. Mithradates VI. eroberte die Stadt zunächst, wurde aber von Sulla besiegt. Es folgte der römische Bürgerkrieg und 31 v. Chr. die Neuordnung des Römischen Reiches.

Neben Antiochia und Alexandria gehörte Ephesos zu den vier größten Städten des Römischen Reiches.

Ephesos war nun Hauptstadt der Provinz Asia, und die Steuererhebung stand unter direkter Kontrolle des Augustus, so dass der Missbrauch erheblich eingeschränkt wurde.

Niedergang

Ab 220 n. Chr. kam es zum allmählichen Niedergang des römischen Reiches. 262 n. Chr. wurde Ephesos von den Goten von See her angegriffen und geplündert.

431 fand das Konzil von Ephesos in der Marienkirche statt.

Die Verlandung des Hafens und zunehmende Versumpfung der Umgebung förderte die Ausbreitung von Malaria. Das Stadtgebiet in der Ebene wurde aufgegeben.

Im sechsten Jahrhundert entstand daher die Siedlung auf dem Ayasoluk unterhalb der Johannesbasilika.

Dort gab es zudem eine größere Sicherheit vor arabischen Piratenangriffen, die ab dem Ende des siebten Jahrhunderts immer wieder erfolgten.

Gegen Ende des elften Jahrhunderts folgt der nächste größere Einschnitt: die Seldschuken siegten 1071 in der Schlacht bei Malazgirt über Ostrom; Ephesos wird vorübergehend seldschukisch. 1389 gehört Ephesos zum Osmanischen Reich. 1402 wurde es noch einmal durch die Mongolen erobert, bevor es 1426 endgültig osmanisch wurde. In dieser Zeit war Ephesos nicht mehr als ein bedeutungsloses Dorf.

Das heutige Selçuk wurde im 20. Jahrhundert gegründet.

Der Kaiserkult in Ephesos

Titus EphesosEphesos ist mit Sicherheit die selbstbewussteste Stadt in Kleinasien. Sie ist Provinzhauptstadt und rühmt sich daher immer wieder auf Münzen und in Inschriften metropolis tês Asias, Mutterstadt ganz Asiens zu sein. Ebenso taucht in Inschriften immer wieder die Bezeichnung "neokoros" (Tempelfeger, Tempelhüter) auf. Gemeint sind hiermit die Tempel des römischen Kaiserkults. Die Errichtung solcher Tempel stand den einzelnen Städten nicht frei. Sie mussten ein aufwändiges Bewerbungsverfahren durchlaufen, und im Anschluss daran wird der Stadt das Recht verliehen, einen Tempel zu Ehren eines bestimmten Kaisers zu errichten. Es war auch möglich, dass eine Stadt sich mehrfach um eine solche Neokorie bewarb und dann die Ehrenbezeichnung "dis neokoros" oder "tris neokoros" (zweimaliger / dreimaliger Tempelhüter) führen durfte. Ephesos gehörte zu diesen Städten.

Inschrift Neokorie Silberschmiede EphesosAllerdings ist unklar, ob es zwei oder drei Kaiserkultheiligtümer in Ephesos gegeben hat. In den Inschriften tauchen beide Varianten auf. (vgl. Abb. links: griechische Inschrift der ephesischen Silberschmiede mit Nennung der dreifachen Neokorie), Archäologisch sind bis dato jedoch nur zwei Kaiserkultheiligtümer nachweisbar, nämlich eines für Kaiser Hadrian (130 n. Chr. geweiht) und eines für die Dynastie der Flavier, also Vespasian, Titus und Domitian (90 n. Chr. geweiht).

Es besteht nun einerseits die Möglichkeit, dass es tatsächlich den inschriftlich belegten dritten Kaiserkulttempel gegeben hat. Andererseits könnte mit der dritten Neokorie auch das Artemision, der bedeutendste Tempel von Ephesos, gemeint sein. Dies wäre zwar keine offiziell richtige Bezeichnung, wird aber andererseits der Bedeutung des Artemis-Tempels von Ephesos in der Vorstellung der Bewohner durchaus gerecht.


Die christlichen Bauten von Ephesos

„Es entstand aber um jene Zeit ein nicht geringer Aufruhr betreffs des Weges. Denn einer mit dem Namen Demetrius, ein Silberschmied, der silberne Tempel der Artemis machte, verschaffte den Kunsthandwerkern nicht geringen Erwerb; und nachdem er diese samt den damit beschäftigten Arbeitern versammelt hatte, sprach er: Männer, ihr wisst, dass aus diesem Erwerb unser Wohlstand kommt; und ihr seht und hört, dass dieser Paulus nicht allein von Ephesos, sondern beinahe von ganz Asien eine große Volksmenge überredet und abgewandt hat, da er sagt, dass das keine Götter seien, die mit Händen gemacht werden. Nicht allein aber ist für uns Gefahr, dass dieses Geschäft in Verruf kommt, sondern auch, dass der Tempel der großen Göttin Artemis für nichts erachtet und auch ihre herrliche Größe, die ganz Asien und der Erdkreis verehrt, vernichtet wird. Als sie aber das hörten, wurden sie voller Wut, schrien und sagten: Groß ist die Artemis der Epheser! Und die Stadt geriet in Verwirrung; und sie stürmten einmütig nach dem Theater.“

Apg 19, 1 - 29

Die Johannesbasilika

Johannesbasilika EphesosEphesos ist geprägt von einer sehr starken Johannes-Tradition (die Gelehrten streiten darüber, um welchen Johannes es sich handelt. zur Auswahl stehen u.a. der Jünger Johannes, der Verfasser der Apokalypse, der sog. Presbyter Johannes, der Zebedaide Johannes...).

Eine Grablege auf dem Ayasoluk-Hügel wurde von den frühen Christen als die letzte Ruhestätte dieses Johannes verehrt, und so wurde bereits im 4. Jh. n.Chr. ein Memorialbau mit Basilika über dem Grab errichtet.

Justinian ließ die vorhandenen Bauten im 6. Jh. niederreißen, um eine neue Basilika zu errichten. Diese orientierte sich architektonisch stark an der Apostelkirche in Konstantinopel. Es handelt sich dabei um eine Kreuzkuppelkirche in Form eines lateinischen Kreuzes, deren Hauptkuppel sich direkt über der Grablege erhob. Das Baptisterium des Vorgängerbaus wurde beibehalten. Auch heute noch sind in zahlreiche Bodenmosaiken zu erkennen, und auch das Taufbecken ist noch erhalten.

Marienkirche EphesosDie Marienkirche

Im Jahre 431 n. Chr. tagte das 2. Ökumenische Konzil in der Marienkirche, die durch den Umbau der Südhalle des Temenos des Olympieion entstand. Im Verlaufe dieses Konzils wurde Maria zur Muttergottes (gr. theotokos = Gottesgebärerin) erklärt. Dies veranlasste die Nestorianischen Christen, sich von der Kirche abzuspalten. 

Die besonders repräsentativ gestaltete dreischiffige Halle der ursprünglichen Temenoshalle war 263 m lang. Sie bot sich zu dem Umbau in eine Kirche an. In einer ersten Bauphase wurde die westliche Hälfte der Säulenhalle in eine dreischiffige Basilika umgestaltet. Dazu wurde die ursprüngliche Basilika auf ihre halbe Länge reduziert und an das neue Ostende eine Apsis eingebaut. Dem basilikalen Kirchenschiff westlich vorgelagert legte man einen Narthex an.

Des Weiteren kamen ein Atrium und daran angrenzend ein Baptisterium hinzu, das durch eine Nutzung des südlichen Endes der N-S-Halle des ursprünglichen Temenos entstand.

Baptisterium Marienkirche EphesosDas Baptisterium (s. Abb.) war oktogonal gestaltet und mit Marmor verkleidet. Teile der Wandverkleidung befinden sich noch heute an Ort und Stelle. An zentraler Stelle befindet sich das in den Boden eingelassene Taufbecken, das eine Ost-West-Orientierung hat.

In einer weiteren Bauphase wurde der eigentliche Kirchenraum geteilt. Im westlichen Teil entstand eine Kuppelkirche, der östliche Teil wurde zu einer Pfeilerbasilika umgestaltet.


Lukasgrab EphesosDas sogenannte Lukasgrab

Die Forschung am Lukasgrab, das sich in der Nähe des Magnesischen Tores befindet (heute hinter dem Busparkplatz am Südeingang des Ausgrabungsgeländes), ist noch nicht abgeschlossen, es ist aber gesichert, dass dieses Bauwerk zwei wesentliche Bauphasen erlebt hat.

In der ersten Phase handelte es sich um eine römische Brunnenanlage, einen Monopterusbrunnen, der in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. errichtet worden war. Das Podium hatte einen Durchmesser von 15,15 m. Auf der Sockelmauer sind 16 Pfeiler errichtet worden, die mit Orthostatenplatten verkleidet waren. Bei den Ausgrabungen wurde an der aus byzantinischer Zeit stammenden Südtreppe eine dreisträngige Wasserleitung freigelegt, die auf den Mittelpunkt des Rundbaus zulief. Diesen bildete ein Mittelpfeiler, der innen hohl war. Die Zugänge befanden sich an der Ost- und Westseite, die heute byzantinisch überbaut sind. An der Nordseite zwischen zwei Pfeilern hat sich ein in den Boden eingelassenes Wasserbecken (70 x 35 x 50 cm) zum Ablauf des Brunnens befunden.

Lukasgrab EphesosAuffällig sind die T-förmigen Verlängerungen der Säulenfundamente in Richtung Mitte. 14 Zwischenräume waren von außen durch Türen zu betreten, von denen vier in den Umgang um die Mittelsäule führten, die übrigen führten in Kammern, die hinten verschlossen waren. Die Nutzung dieser Kammern ist unklar.

In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts n. Chr. wurde die römische Brunnenanlage byzantinisch umgestaltet. Eine Unterkirche im östlichen Sockelbereich und eine oberirdische Kirche entstanden. Dazu wurde die Brunnenanlage nicht nur durch den Einbau einer ringförmigen Fundamentmauer erweitert. Auch entstanden ein Narthex an der Stelle der westlichen Treppenanlage und eine Apsis an der östlichen Treppenanlage. Damit der Kirchenraum der Unterkirche, für den die radialen Mauern im östlichen Sockelbereich entfernt wurden, eine hinreichende Raumhöhe erhielt, wurde das Bodenniveau um 40 cm tiefer gelegt. Der Zugang zur Unterkirche lag zwischen Säule 12 und 13. Er war von zwei Pfeilern mit Kreuz bzw. Stier und Kreuz umgeben. Bei den Pfeilern handelt es sich um Spolien; auf der Seite des Pfeilers mit Kreuz und Stier ist noch eine ausgeschlagene Personendarstellung zu erkennen, womöglich eine Person im Redegestus.


Paulusgrotte Ephesos Fresko PaulusDie Paulus-Grotte

Die sogenannte Paulusgrotte ist eine 7 x 3 m große Höhle, von der aus ein ca. 15 m langer Gang in den Berg hinein führt. Die Paulusgrotte trägt diesen Namen aufgrund eines Freskos mit der Darstellung von Paulus, das sich an der westlichen Längswand befindet (vgl. Abb. rechts). Zu Beginn des Ganges ist zunächst eine Darstellung Abrahams mit Isaak zu finden. Die Fresken wurden von Hirten, die diese Höhle als Unterstand und Feuerstelle nutzten, mit einer Kreideschicht versehen. Vor der christlichen Nutzung dieser Grotte scheint sie auch bekannt gewesen und genutzt worden zu sein. Darauf lässt eine Gipsschicht unter den Fresken schließen, die zwar nicht bemalt wurde, auf der aber noch Fingerabdrücke und Graffiti zu erkennen sind.

Die Fresken stammen aus dem 6. Jh. n.Chr. Am Eingang kann man auf einem roten Hintergrund eine Fürbitte lesen. Im Gang befindet sich ein Fresko, das die Legende von Paulus und Thekla wiedergibt. Paulus ist recht ungewöhnlich dargestellt, nämlich mit geteiltem Bart. Damit soll er vermutlich als jüdischer Schriftgelehrter dargestellt werden. Links von ihm ist im Obergeschoss eines Hauses am Fenster Thekla zu sehen, die der Predigt des Paulus zuhört. Auf der anderen Seite ist Paulus von Theokleia flankiert, die nach den apokryphen Paulus- und Theklaakten ihre Tochter davon abzuhalten versucht, den asketischen Predigten des Paulus zuzuhören und zu folgen.

Der erwähnte Gang führt zu einer weiteren Höhle. Am Ende des Ganges waren wohl vor dem eigentlichen Altarraum Chorschranken angebracht. In der Mitte des Altarraums ist Christus dargestellt, rechts und links von ihm sind jeweils drei lebensgroße Gestalten mit einem Nimbus abgebildet.


Siebenschläfer Cömeterium EphesosDas Siebenschläfer-Coemeterium

Einer Legende nach sollen sieben Männer während der ⇒ Decischen Verfolgung (249-251) in eine Höhle geflüchtet sein, in der sie dann von den Verfolgern eingemauert wurden. Unter Theodosius II. (408-450) sollen diese Männer wieder hervorgekommen sein. Ebenso wie viele andere Orte, beansprucht auch Ephesos für sich, Schauplatz dieses Vorfalles gewesen zu sein.

In der Höhle sind heute noch 10 Grabkammern zu erkennen. Über diesen ist wohl gegen Ende des 4. Jahrhunderts n. Chr. eine Kirche errichtet worden, die mit der unterirdischen Anlage über eine Treppe im nördlichen Vorhof verbunden war. Am Eingang des Coemeteriums befindet sich ein Sarkophag (s. Abb. unten), der als letzte Ruhestätte der Maria Magdalena verehrt wird.

Sarkophag der Maria Magdalena in Ephesos


Das Artemision

Das bedeutendste Bauwerk der Stadt Ephesos ist zweifellos das Artemision. Ein gewaltiger Tempel für die Artemis Ephesia, der zu den Sieben Weltwundern gezählt wurde.

Das Artemision liegt südwestlich des Ayasoluk-Hügels. Gegenüber befindet sich eine Bergkette, auf der sich die hellenistisch-römische Stadt befand, die sich nachfolgend um den ganzen Hang erstreckte. Es handelt sich hier um einen uralten Kultbezirk der indigenen Bevölkerung. Ein Tempel ist seit dem achten vorchristlichen Jahrhundert nachgewiesen. Dieser ursprüngliche Tempel wurde mehrfach umgebaut und erweitert. Zumeist machte der steigende Grundwasserspiegel dies notwendig.

Das Jüngere Artemision, Modell


In der ersten Bauphase (zweite Hälfte des achten Jahrhunderts v. Chr.) wurde der Tempel als Peripteros gebaut- Er bestand aus 4 x 8 Holzsäulen auf einer rechteckigen Grundfläche von 13,5 x 6,5 m. Im Inneren befand sich eine offene Cella. Darin gab es wiederum eine Basis, die von sechs Säulen umringt wurde, die einen Baldachin trugen. Auf dieser Basis stand das älteste Kultbild der Artemis Ephesia.

In einer zweiten Bauphase wurde die Basis erhöht und die Cella mit einer weiteren Mauer umgeben. Während einer dritten Bauphase wurden die Wände der Cella verstärkt du die Säulen im Innern entfernt. Die zweite und dritte Bauphase lassen sich ins siebte Jahrhundert v. Chr. datieren.

Zu Beginn des sechsten Jahrhunderts v. Chr. wurden in einer vierten Bauphase weitere Umbaumaßnahmen vorgenommen. Der Tempel wurde vergrößert, so dass er die Ausmaße von 33,30 x 16,35 m erreichte. Die Fundamente dieses Gebäudes sind heute noch z.T. erhalten.

560 v. Chr. begann unter König Kroisos schließlich der Bau des sogenannten Älteren Artemisions. Er war als Dipteros gestaltet, also mit einer doppelten Säulenreihe aus insgesamt 106 Säulen versehen. Die offene Cella hatte weit vorgezogene Anten. Die Maße des Älteren Artemisions betrugen 103 x 60.

Eine letzte Bauphase wurde im 4./3. Jahrhundert v. Chr. notwendig, nachdem der Kroisostempel einem Brandanschlag zum Opfer gefallen war. Das Fußbodenniveau des Jüngeren Artemisions lag 2,80 m höher als das des Vorgängerbaus. Im Inneren der als offenen Innenhof gestalteten Cella führten wiederum Stufen hinab auf das ursprüngliche Bodenniveau.

Vom einstmals so bedeutenden Tempel ist nicht mehr viel übriggeblieben.

Baumaterial des Artemisions wurde zur Errichtung der Johannesbasilika verwendet und diente nach deren Verfall wiederum als Baumaterial für die Moschee.

Nach dem Verfall des Artemisions haben moderne Archäologen lange Zeit nach dem Ort gesucht, an dem der Tempel stand. Die Überreste wurden schließlich in einem sumpfigen Gelände unter 7 Metern Schlamm begraben entdeckt.

Auch heute stehen die spärlichen Reste häufig unter Wasser.

Artemision heute

Das Theater

Das Theater von Ephesos wurde in drei Bauphasen errichtet. In der ersten Phase (um 100 v. Chr.) entstand eine kleinere Anlage mit nur einem Rang. In einer zweiten Bauphase, gegen Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. wurde der zweite Rang gebaut und das Bühnengebäude erhöht. Die Seiten wurden auf Substruktionen errichtet. In der dritten Phase (im dritten Jahrhundert n. Chr., aber vor 262) wurde schließlich der dritte Rang hinzugefügt.

Theater Ephesus

Das Theater wurde mehrfach durch Erdbeben zerstört, so dass zunächst der oberste, später auch der zweite Rang wieder aufgegeben wurden.

Im siebten Jahrhudert n. Chr. wurde das Theater Eckpunkt einer Stadtmauer und zur Bastion ausgebaut. Die Mauer verlief von der Mitte des Bühnenhauses südlich der Arkadiane Richtung Hafen.

Das Theater konnte ca. 24.000 Zuschauer aufnehmen. Es zählt damit zu den größten Theatern antiker Städte.

Weitere Videos rund um die christlich-antike Geschichte von Ephesos

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